Kommentar
10:58 Uhr, 15.05.2024

Ausbruch voraus! Kommt jetzt die Rallye?

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Aktien aus der Windenergiebranche wie Nordex und Siemens Energy, konnten die letzten Monate eine starke Rallye aufs Börsenparkett zaubern. Doch ein wichtiger Player aus der Branche konnte noch nicht profitieren.

Der dänische Windturbinenhersteller Vestas Wind Systems entwickelt, produziert und wartet Windenergieanlagen. Im Gegensatz zu Siemens Energy – über die Tochter Siemens Gamesa Windenergiegeschäft tätig – und Nordex, fokussierte sich Vestas bisher hauptsächlich auf den On-Shore Windsektor, hat aber auch eine wachsende Präsenz im Off-Shore Markt.

Nordex hat außerdem am gestrigen 14. Mai Quartalszahlen gemeldet und beim Umsatz die Schätzungen um knapp 6,2 % übertroffen. Die Aktie gewann daraufhin im weiteren Handelsverlauf über 4,1 %.

Kann die Aktie von Vestas Wind die Rallye von Siemens Energy und Nordex nachmachen, oder bleibt die Entwicklung weiter zurückhaltend?

Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Unternehmen

Vestas Wind Systems Siemens Energy Nordex
Marktkapitalisierung 25,84 Mrd. EUR 18,92 Mrd. EUR 3,43 Mrd. EUR
Umsatz (2023) 15,36 Mrd. EUR 31,12 Mrd. EUR 6,49 Mrd. EUR
Nettogewinn/-verlust (2023) 76,9 Mio. EUR -4,53 Mrd. EUR -302,8 Mio. EUR

Anhand der Marktkapitaliserung ist Vestas Wind Systems das größte der drei Unternehmen. Allerdings erwirtschaftet das Unternehmen nur halb so viel Umsatz wie Siemens Energy, ist dabei allerdings deutlich profitabler, denn die beiden Konkurrenten machen beide unter dem Strich noch Verluste. Doch werfen wir einen Blick in die Vergangenheit, welches Unternehmen ist bisher am schnellsten gewachsen?

Umsatz- und Cashflow CAGR

Vestas Wind Systems Siemens Energy Nordex
Umsatz 8,71 % 2,12 % 21,41 %
Free Cashflow -20,01 % -14,77 % 20,30 %
5-jähriges CAGR (Compound Annual Growth Rate) des Umsatzes und Free Cashflows | Quelle: stock3

Sowohl die Umsatzentwicklung, als auch die Entwicklung des Free Cashflow unterscheidet sich bei den drei Unternehmen extrem. Nordex kann mit über 21 % das höchste Umsatzwachstum aufweisen. Siemens Energy dagegen hatte die letzten 5 Jahre lediglich ein Umsatzwachstum von knapp über 2 %.

Der Free Cashflow entwickelt sich bei allen drei Unternehmen extrem volatil, weshalb das CAGR mit Vorsicht zu genießen ist. Nordex beispielsweise sticht mit scheinbar über 20 % Wachstum heraus, allerdings lag der absolute Free Cashflow bei Nordex 2022 bei -555,4 Mio. EUR. Allgemein haben alle drei Unternehmen eine sehr schwache Marge.

Wie solvent sind die drei Unternehmen?

Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital (Debt to Equity ratio) | eigene Darstellung | Quelle: TradingView

Bei der Entwicklung des Verhältnisses von Fremdkapital zu Eigenkapital sind Vestas Wind Systems und Siemens Energy sehr ähnlich. Das Verhältnis steigt bei beiden seit 2021 stark an, was auf ein sinkendes Eigenkapital zurückzuführen ist. Nur bei Nordex bleibt das Verhältnis seit 2021 eher konstant, da das Unternehmen einen höheren Cashanteil hat und somit Abschreibungen und einen negativen Free Cashflow besser abfedern kann.

Der Chart

Wertentwicklung von Vestas, Siemens Energy und Nordex im Vergleich ytd | Quelle: stock3

In diesem Jahr ist Siemens Energy der ganz klare Profiteur am Aktienmarkt. Nordex blieb bis April hinter Vestas zurück, konnte jedoch jüngst zu Siemens Energy etwas aufschließen. Bei Siemens Energy könnte nun die Luft raus sein, doch die Aktie von Vestas Wind Systems hat einiges nachzuholen. Schauen wir uns den Chart genauer an und ermitteln Einstiegsszenarien.

Vestas Wind Systems

Chart von Vestas Wind Systems | Quelle: stock3

Die Aktie von Vestas Wind Systems befindet sich nun schon seit Anfang 2021 im Korrekturmodus. Bei 18 EUR (132 DKK) konnte eine starke Unterstützung generiert werden. Nach dem Anstieg bis an das Widerstandsniveau bei ca 30 EUR (215 DKK) konnte die Aktie nun eine Bullenflagge generieren, die spätestens nach einem Ausbruch über 27 EUR (202 DKK) bestätigt werden würde und ein Einstiegsszenario generieren würde. Sollte auch der Widerstand bei 30 EUR fallen, steht einem Anstieg bis an das markante Hoch bei 33,36 EUR (242 DKK) nichts mehr im Weg.

Dieser Trade ist mit einem KO-Zertifikat der HSBC (WKN: HG38C2) umsetzbar. Die Knock-Out Schwelle liegt bei 15,64 EUR, woraus sich ein Hebel von aktuell 2,39x ergibt.

Chart von Siemens Energy | Quelle: stock3

Mit dem jüngsten Anstieg der Aktie von Siemens Energy um insgesamt über 280 % von knapp 6,35 EUR bis auf über 24 EUR befindet sich die Aktie nun am letzten Hoch und genau in einer Widerstandszone.

Ab hier gibt es für die Aktie zwei Möglichkeiten:

  • Die Aktie durchstößt den Widerstand direkt und hätte nach einem Retest der Marke bei 24 EUR bis ca 35 EUR Luft nach oben. Auch wenn dieses Szenario eher unwahrscheinlich ist, da die Aktie mit einem RSI von fast 90 bereits stark überkauft ist, bleibt ein direkter Anstieg nicht ausgeschlossen. Dieser prozyklische Trade lässt sich mit einem Long KO-Schein der HSBC (WKN: HS4CWH) umsetzen. Die Knock-Out Schwelle liegt bei 13,14 EUR, woraus ein Hebel von 2,15x resultiert.
  • Wahrscheinlicher ist es, dass die Aktie erst einmal an dem Widerstand nach unten abprallt, das Unterstützungsniveau bei 18 EUR anläuft und anschließend dort neue Kaufkraft schöpft. Knapp unter 18 EUR verläuft außerdem das 0,382 Fibonacci Level der gesamten Aufwärtsbewegung, welches eine zusätzliche Unterstzützung darstellt. Die Abwärtsbewegung bis dahin lässt sich mit einem Short KO-Schein der HSBC (WKN: TT6TUG) umsetzen. Die Knock-Out Schwelle des Mini Futures liegt bei 34,59 EUR, woraus sich ein Hebel von aktuell 1,92x ergibt.

Fazit

Die Aktien der Windenergieunternehmen Vestas Wind Systems, Siemens Energy und Nordex haben sich zuletzt unterschiedlich entwickelt. Während Siemens Energy und Nordex überproportional zulegten, blieb Vestas zurück.

Vestas hat die höchste Marktkapitalisierung und ist aktuell profitabler, obwohl der Umsatz nur halb so hoch ist wie bei Siemens Energy. Nordex konnte die letzten 5 Jahre das höchste Umsatzwachstum aufweisen, hatte dabei aber einen sehr volatilen Free Cashflow. Allgemein wachsen alle drei Unternehmen sehr volatil und haben ein starkes Margenproblem.

Finanzielle Probleme könnten bei Vestas und Siemens Energy mit steigenden Fremdkapitalquoten aufkommen, während Nordex aufgrund der im Verhältnis höheren Cashbestände finanziell stabiler bleibt. Vestas könnte dennoch aufgrund der Underperformance im laufenden Jahr das Potenzial haben, die Kursgewinne der Konkurrenz aufzuholen.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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