Kommentar
07:13 Uhr, 15.04.2024

Handelsstrategien im Kryptomarkt: Erfolgreich mit Technischer Analyse

Die Effizienzmarkthypothese (EMH) von Eugene Fama, einer der Grundpfeiler der Kapitalmarkttheorie, besagt, dass zu jedem Zeitpunkt alle verfügbaren Informationen im Marktpreis eines Assets reflektiert werden.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Dabei unterscheidet sie drei Formen von Markteffizienz: schwach, halbstark und stark. Wenn ein Markt streng effizient ist, sollten Anleger nicht in der Lage sein, systematische Überrenditen zu erzielen, egal ob durch fundamentale oder technische Analyse.

Allerdings gibt es keinen Markt, der absolute Informationseffizienz aufweist. Betrachtet man den Kryptomarkt, wird trotz wachsender Akzeptanz und zunehmender institutioneller Beteiligung schnell klar, dass der Markt noch relativ jung ist und Merkmale aufweist, die ihn von etablierten Märkten unterscheiden. Dazu zählen eine höhere Volatilität, geringere Liquidität, vor allem beim Altcoins, und eine andere Teilnehmerstruktur, was häufig zu Marktineffizienzen führt.

Aufgrund dieser Eigenschaften befindet sich der Kryptomarkt eher in einem Zustand schwachen bis halbstarken Effizienz. In einem solchen Umfeld, in dem noch nicht alle Informationen prompt in die Preisbildung einfließen, kann die Technische Analyse einen besonderen Vorteil bieten. Historische Preisdaten und Muster können Hinweise auf Markttrends und -Sentiment liefern und es Händlern ermöglichen, potenzielle zukünftige Preisbewegungen zu antizipieren und entsprechend darauf zu reagieren.

Zudem ist bekannt, dass viele Marktteilnehmer im Kryptobereich Methoden der technischen Analyse anwenden. Daraus ergibt sich eine selbsterfüllende Prophezeiung führt: Wenn eine signifikante Anzahl von Händlern auf ähnliche Signale achtet und entsprechend handelt, können ihre kollektiven Aktionen dazu führen, dass sich die vorhergesagten Preisbewegungen tatsächlich materialisieren.

Kurzum: Da Kryptowährungen noch nicht die volle Markteffizienz erreicht haben, stellt die Technische Analyse ein nützliches Werkzeug dar, um Handelsvorteile zu identifizieren und zu nutzen. Mit zunehmender Reife des Marktes könnte sich dies ändern, doch vorläufig bietet die Technische Analyse im Kryptobereich eine wertvolle Möglichkeit, Marktmuster und -chancen zu interpretieren.

Meine Ansätze stützen sich auf drei wesentliche Säulen: Preis, Volumen und Volatilität. Diese Trinität bietet einen robusten Rahmen für die Interpretation von Kryptomarktdaten.

Preis: Hierbei konzentriere ich mich auf historische Höchst- und Tiefststände sowie Eröffnungs- und Schlusskurse, um Preisstrukturen und Schlüsselniveaus zu identifizieren. Diese Daten dienen als Grundlage, um Trends und Wendepunkte zu erkennen und zu bestimmen, ob der Markt innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens an Dynamik gewinnt oder verliert.

Volumen: Das Handelsvolumen gibt wichtige Aufschlüsse über die Stärke einer Preisbewegung. Indikatoren, die das Volumen untersuchen, helfen mir, Divergenzen zwischen Kursentwicklung und Handelsaktivität zu entdecken. Ein steigender Preis bei rückläufigem Volumen kann beispielsweise ein Warnsignal sein, dass der Trend an Kraft verliert.

Volatilität: Unabdingbar für meine Analyse ist die Berücksichtigung von Volatilität - das Ausmaß der Preisbewegungen über die Zeit. Sie gibt Aufschluss über das Risiko und das Potenzial des Marktes. Mit Instrumenten wie dem Keltner-Kanal und den Bollinger-Bändern bewerte ich die Bandbreite des Preises. Mein eigens entwickelter Indikator, die Bouhmidi-Bänder, zeichnet sich dadurch aus, dass er die von Optionsmärkten erwartete Schwankungsbreite abbildet.

Meine Analyse im Bitcoin-Wochenchart der letzten acht Jahre zeigt eine differenzierte Anwendung dieser Prinzipien. Ich setze den Relative Stärke Index (RSI), einen Oszillator, mit einer modifizierten Periodeneinstellung von 34 ein, um die Marktstärke zu beurteilen. Eine RSI-Schwelle von 48,5 dient als Trendindikator: Oberhalb davon betrachte ich den Trend als positiv – unterhalb als negativ. Ende Februar 2023 zeigten die Rückkehr des RSI über diese Schwelle und der Preis von 28.202 US-Dollar ein Kaufsignal an. Dieses wurde mit der Formation höherer Hochs und höherer Tiefs verstärkt - ein klassisches Zeichen eines intakten Aufwärtstrends.

Ein zweites Kaufsignal ergab sich im Oktober 2023 bei 34.039 US-Dollar, als Bitcoin aus dem bei weiterhin positivem RSI nach oben aus dem Keltner-Kanal ausbrach. Heute pendelt Bitcoin um die 70.000 US-Dollar - technisch in einem intakten Aufwärtstrend und sogar in einer potenziellen Trendfortsetzungsformation. Sollte Bitcoin nachhaltig aus der Handelsspanne um 72.000 US-Dollar ausbrechen, ermöglicht die Höhe der Range die Projektion eines Kursziels von etwa 80.000 US-Dollar. Ein Rückgang unter 61.000 US-Dollar könnte hingegen eine Unterbrechung des Trends signalisieren.

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Über den Experten

Salah Bouhmidi
Salah Bouhmidi

Salah Bouhmidi ist studierter Wirtschaftswissenschaftler M.Sc. und Head of Markets für Deutschland, die Niederlande und Österreich bei IG. Bouhmidi beschäftigt sich seit rund 16 Jahren als Trader mit den Finanz- und Kapitalmärkten. Seine täglichen Einschätzungen basieren überwiegend auf der technischen und statistischen Analyse. Neben psychologischen Komponenten befasst sich Bouhmidi mit der statistischen Modellierung von Handelsstrategien und Indikatoren. Er hat auch einen eigenen Volatilitätsindikator entwickelt: die Bouhmidi-Bänder.

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